17. August 2017

Offener Brief an Gloria von Thurn und Taxis



Sehr geehrte Frau von Thurn und Taxis,

in Ihrem Kommentar in der „Katholischen SonntagsZeitung“ rufen Sie zu Gebeten gegen schulische Aufklärung über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt auf. Sie ignorieren dabei die positiven Auswirkungen und wichtigen Schritte für Kinder und unsere Gesellschaft in Richtung sexuelle Selbstbestimmung und Toleranz.

Haben Sie bei Ihren menschenverachtenden und rückwärtsgewandten Aussagen auch an die Kinder und Jugendliche gedacht, die sich selbst verletzen, weil nie thematisiert wird, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt? Oder dass das biologische Geschlecht nicht immer dem sozialen Geschlecht entspricht? Die Selbstmordversuche unter LGBTI (lesbische, schwule, bi, trans- und inter) Jugendlichen sind vier bis siebenmal so hoch wie bei heterosexuellen Jugendlichen. Und das liegt bestimmt nicht an unserer so toleranten Gesellschaft, in der es alleine im ersten Halbjahr 2017 130 homophobe Übergriffe gab, in 2016 waren es lediglich 102 – das ist ein Anstieg um 27% innerhalb eines Jahres. Und dabei reden wir lediglich von den angezeigten Attacken.

Sie möchten den Schutz und Rat der „Gottesmutter im Gebet“ anrufen, um „uns aus der Unfreiheit zu befreien“. Doch wir verstehen ehrlich nicht, was unfreier sein kann, als gezwungen zu sein, in einem falschen Körper zu leben oder die eigene Sexualität aus Angst vor Diskriminierung verstecken zu müssen. Wenn Sie beten möchten, Frau von Thurn und Taxis, tun Sie das! Aber bitte für sinnvolle Dinge wie den Weltfrieden oder eine diskriminierungsfreie Welt. Hierbei könnten Sie direkt beginnen ein gutes Vorbild zu sein und sexistische, rassistische und diskriminierende Kommentare unterlassen.

Ach und vielleicht noch eine Info für Sie: Niemand ändert die eigene Sexualität durch Aufklärung. Es ermöglicht lediglich, diese selbstbestimmt auszuleben und nicht daran zu zerbrechen.

Grüße
Die Grüne Jugend Regensburg



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