8. Juni 2016

Kritischer Brief anlässlich des Burkini Verbots



Sehr geehrter Bürgermeister Kiechle,

wir, die GRÜNE JUGEND, schreiben Ihnen aufgrund des Burkini-Verbots, das Sie im Schwimmbad
Ihrer Stadt verhängt haben. Laut der Mittelbayerischen Zeitung wurde im Eingangsbereich des
Hallenbades Neutraublings ein Burkini-Verbotsschild durch die Stadtverwaltung angebracht.
Dieses Verbot kritisieren wir scharf und fordern eine sofortige Rücknahme. Artikel 4 des
Grundgesetzes gewährleistet in Deutschland Religionsfreiheit und schützt insbesondere die
Ausübung eines Glaubens, wozu auch das Tragen vorgeschriebener Kleidung zählt. Wir sehen in
diesem Fall nicht nur einen klaren Verstoß gegen dieses Grundrecht, sondern auch ein Zeichen gegen
Mitmenschlichkeit und Toleranz.

Wir, die GRÜNE JUGEND, setzen uns für eine offene und inklusive Gesellschaft ein. Diese wird durch
den Ausschluss von Neutraublingerinnen muslimischen Glaubens untergraben. Jene unter ihnen, die
im öffentlichen Leben ihren Körper aus religiösen Gründen bedecken, tragen in Schwimmbädern
Burkinis, Ganzkörperschwimmanzüge, die im Grunde den Neoprenanzügen von Tauchern ähneln.
Schwimmen oder an Sportkursen im Hallenbad teilnehmen ist ihnen wegen Ihres Verbotes ab sofort
in Neutraubling nicht mehr möglich. Wir verurteilen, dass integrationswilligen Frauen offen und
willkürlich der Zugang zum Schwimmbad durch ein Burkini-Verbot verwehrt wird.
Ihre Ansicht, der Zugang ins Neutraublinger Bad sei „nur in allgemein üblicher Bekleidung gestattet“,
spiegelt ein reaktionäres Gesellschaftsbild wider. Zunächst handelt es sich dabei um kein geeignetes
Differenzierungskriterium, vor allem nicht um einen Grundrechtseingriff zu rechtfertigen. Der Begriff
der „allgemein üblichen Bekleidung“ ist zudem sehr unbestimmt. Wie viele Jahre nach Einführung
des Bikinis wäre er denn üblich genug gewesen, um ihn tragen zu dürfen?

Gerade vor dem aktuellen Hintergrund, dass viele Geflüchtete Zuflucht vor Terror und
Diskriminierung in Deutschland suchen, stellen wir uns klar gegen das Verbot und die damit
einhergehende Ausgrenzung. Sie setzen ein fatales Signal, welches ein Zusammenwachsen von Neuund
Altbürger*innen nicht nur erschwert, sondern ihm geradezu entgegenwirkt.

Dass sich manche Neutraublinger*innen durch Burkini-tragende Frauen im Bad eingeschränkt fühlen,
zeigt, dass unsere Gesellschaft bei weitem noch nicht so offen ist, wie sie sich selbst gerne sieht.
Gerade im Bereich der Toleranz ist die Vorbildfunktion von Politik und Verwaltung an Wichtigkeit
nicht zu unterschätzen.

Wir als GRÜNE JUGEND fordern daher: Zeigen Sie Offenheit und Toleranz und geben Sie mit Ihrer
Stadt ein klares Zeichen, dass Menschen anderer Kultur und anderen Glaubens in Neutraubling
willkommen sind! Schaffen Sie mit sofortiger Wirkung das Burkini-Verbot im Neutraublinger
Hallenbad ab!

Für Rückfragen stehen wir Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung,
Mirjam Körner, Sprecherin der GRÜNEN JUGEND Ostbayern
Theresa Eberlein, Sprecherin der GRÜNEN JUGEND Regensburg

——

Hier findet ihr nochmal den Brief: Offener Brief zum Burkiniverbot



← zurück